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Ergebnisse des Abschlussberichts Innovatives Verfahren in der Wels-Schlachtung

Abschlussbericht "Innovatives Verfahren in der Wels-Schlachtung"

Das Entnehmen von Schlachtfischen wie dem Europäischen Wels (Silurus glanis) aus der Hälterung erfolgt in der Praxis durch Keschern, wodurch es zu einer starken Beunruhigung und akuten Stressbelastung der gefangenen Fische sowie des übrigen Bestandes kommt.

Im Rahmen des Projektes wurde daher eine Alternative zum stressvollen Fang mittels Kescher aus der Hälterung erarbeitet. Es wurde eine innovative Hälterungseinrichtung für Europäische Welse geplant und errichtet, in der die Fische selbstständig vom Hälterbecken in eine Betäubungseinrichtung schwimmen.

Nach dem Aufbau der Versuchsanlage auf dem Praxisbetrieb wurden zunächst verschiedene Versuchsanordnungen getestet. Für ein möglichst stressfreies und selbstständiges Überschwimmen der Fische in die Betäubungseinheit wurden die Gestaltung des Überschwimmrohrs, die Geschwindigkeit der Lockströmung, die Anlage einer Beleuchtung über dem Hälterbecken sowie die Abdunkelung des Betäubungsbeckens und der Gitterrahmen angepasst bzw. eingerichtet. Außerdem wurde festgestellt, dass ein Rückschwimmstopp (Gummimanschette) und eine ausreichende Adaptationszeit notwendig sind.

Bei den Versuchen schwammen insgesamt bis über 70 % der Fische selbständig vom Hälterungsbecken in das Betäubungsbecken über. Ein kurzes Überschwimmrohr mit zwei 45° Winkeln und eine Strömungsgeschwindigkeit von ca. 0,1 m/s im Rohr erzielten die besten Ergebnisse und wurden für die weiteren Tests und Probenahmen ausgewählt.

Insgesamt konnte ein deutlich reduziertes Stressaufkommen in der neuen Anlage festgestellt werden. Im Vergleich zum herkömmlichen Fangen wurden beim selbständigen Überschwimmen bessere Glukose-, Laktat- und Hämatokritwerte gemessen, welche auf ein geringeres Stressempfinden hindeuten. Cortisolwerte als Teil der primären Stressantwort waren nicht signifikant niedriger, was jedoch auf den akut auftretenden Stress während der Betäubungsphase zurückgeführt werden kann. Es wurden keine Verhaltensauffälligkeiten der Fische festgestellt, welche in das Betäubungsbecken selbständig eingeschwommen sind.

Hinsichtlich der Fleischqualität konnten signifikante Unterschiede bei den pH-Werten festgestellt werden. Eine geringere Fleischsäuerung der Fische post mortem in der neuen Anlage deutet auf eine geringere Stressbelastung hin und die Fleischqualität wird hierdurch verbessert. Die weiteren Fleischqualitätsparameter blieben annähernd unverändert. Dies könnte durch die gleiche Haltung und Fütterung der Fische vor der Hälterung erklärbar sein.

Eine Evaluierung hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Arbeitsbelastung ergab, dass sich die neuartige Anlage nach ca. 5.600 Arbeitsstunden amortisiert hat und sie eine erhebliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer in der Fischverarbeitung darstellt.