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Im Rahmen des Projektes wurden 70 Betriebe mit akuter Caudophagie beraten. Im Falle der Meldung eines Caudophagie-Ausbruchs, wurden die Betriebe durch die Tierschutzberaterin besucht und eine Schwachstellenanalyse durchgeführt, um die möglichen Auslöser für das Auftreten der Verhaltensstörung zu identifizieren. Hierbei wurden mit Hilfe einer Checkliste sowie Messungen im Stall diverse Faktoren der Bereiche Fütterung, Wasserversorgung, Aufstallung und Tiergesundheit erhoben. Direkt identifizierbare Mängel wurden mit der Landwirtin/dem Landwirt besprochen und Verbesserungsmöglichkeiten wurden unterbreitet. Ein zweiter Beratungsbesuch fand jeweils innerhalb der folgenden vier Wochen statt, die in der Zwischenzeit ausgewerteten Ergebnisse der ersten Betriebserhebung wurden evaluiert und die Betriebe erhielten einen Report mit Empfehlungen für umzusetzende Maßnahmen. Aspekte der Tiergesundheit wurden durch das Einbinden der Hoftierärzte und dem Schweinegesundheitsdienst vertiefend beleuchtet.
Unter den 70 teilnehmenden Betrieben befanden sich zwei Sauenhalter, zwölf Ferkelaufzüchter und 56 Mastbetriebe. Da Schwanzbeißen erfahrungsgemäß überwiegend in der Ferkelaufzucht auftritt, war die Zusammensetzung der teilnehmenden Betriebe ungewöhnlich.
Auf den Ferkelaufzuchtbetrieben trat Caudophagie jeweils zu verschiedenen Zeitpunkten auf, jedoch gehäuft in der 3. und 4. Woche nach dem Einstallen. Genetiken, Säugezeiten, Aufstallung und Fütterung waren jeweils betriebsindividuell unterschiedlich. Auffallend über alle Betriebe hinweg war, dass auf 82 % der Betriebe vor einem Caudophagie-Ausbruch Erkrankungen festgestellt wurden sowie über 60 % der Tränken zu hohe Durchflussraten aufwiesen.
In den Mastbetrieben waren in 70 % der Fälle mehrere Buchten akut betroffen. Auch hierbei handelte es sich um betriebsindividuelle Kombinationen von Schwachstellen mit häufig gleichzeitigen suboptimalen Faktoren. Etwa zwei Drittel der Betriebe (68 %) wiesen zu hohe Stalltemperaturen auf sowie etwa ein Drittel (30 %) erhöhte Kohlendioxid-Konzentrationen (über 3.000 ppm) und falsche Durchflussraten der Tränken. Die Mehrzahl der Betriebe (80 %) setzten mehr als ein Beschäftigungsmaterial ein, welche nicht veränderbar waren. Die häufigsten Notfallmaßnahmen bei einem akuten Ausbruch von Caudophagie stellten den Einsatz von zusätzlichen Beschäftigungsmaterialien und die Separierung von Einzeltieren dar.
Eine Befragung der teilnehmenden Betriebe sechs Monate nach dem letzten Betriebsbesuch ergab, dass über die Hälfte der Betriebsleiter empfohlene Maßnahmen umgesetzt haben, wobei kostenintensive Optimierungen wie beispielsweise im Bereich Lüftung seltener getätigt wurden. Insgesamt wurde nur ein Teil der Maßnahmen umgesetzt, was hauptsächlich auf die angespannte finanzielle Situation der Betriebe zurückzuführen ist. Bei 53 % der Betriebe war seit dem letzten Besuch der Tierschutzberaterin kein Schwanzbeißen aufgetreten. Aus Sicht der Betriebe war die Beratung sinnvoll und würde auch an Berufskollegen weiterempfohlen werden.
Auf Grundlage des im Projekt entwickelten Standardverfahrens für ein solches Beratungspaket wurde eine Kostenkalkulation durchgeführt und die Betriebsleiter zur Zahlungsbereitschaft befragt. Ein Drittel der Befragten zeigte eine Bereitschaft, die vom Projektnehmer veranschlagten ca. 400 € für eine derartige Spezialberatung zu bezahlen, ein weiteres Drittel würde sie nur bei massiven Beißproblemen in Anspruch nehmen und das letzte Drittel würde aufgrund der angespannten finanziellen Situation und Marktlage eine zu zahlende Beratung nicht nutzen. Im Anschluss an das Projekt steht nun ein standardisiertes Analyse- und Beratungskonzept zu einem Fixpreis allen schweinehaltenden Betrieben zur Verfügung. Weiterhin wurde eine Online-Applikation zur betrieblichen Eigenkontrolle entwickelt, welche nun allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht (Stallcheck).
Für einen Einstieg in den Kupierverzicht konnten insgesamt acht Betriebe gewonnen werden, von denen jedoch ein Betrieb aufgrund mangelnder Umsetzung von notwendigen Maßnahmen frühzeitig ausschied. Es wurden zwischen 21 und 51 Ferkel pro Durchgang unkupiert belassen. Bei Betriebsbesuchen wurden Schwachstellen durch die Projektmitarbeiterin identifiziert und Maßnahmen zur Verbesserung der Haltung empfohlen. Bei manchen Betrieben zeigten sich erste Schwanzveränderungen bereits nach dem Absetzen der Ferkel?, was nicht auf Caudophagie, sondern auf nekrotische Prozesse hindeutet. Ein Drittel der Tiere wies Schwanzverletzungen bereits beim Einstallen in die Ferkelaufzucht auf. 61 % der Schwänze waren am Ende der Ferkelaufzucht noch intakt, am Ende der Mastperiode waren es nur noch 36 %.
Der begleitete Einstieg in den Kupierverzicht zeigte ernüchternde Ergebnisse, da bei nur etwa einem Drittel der unkupierten Tiere der intakte Schwanz bis zum Ende der Mast erhalten werden konnte. Die Betriebe erhielten im Rahmen des Projektes weder für Maßnahmen noch für Verluste einen finanziellen Ausgleich. Keiner der Betriebe war bereit einen weiteren Durchgang unkupiert zu lassen, da die Arbeitsbelastung als zu hoch empfunden wurde und der erste Durchgang nur wenig Erfolg gezeigt hatte.