Die Kälberaufzucht ist einer der bedeutendsten Schlüssel für eine wirtschaftliche Milchviehhaltung: Gesunde, wüchsige Kälber können zu gesunden, leistungsfähigen Milchkühen heranwachsen.
In der Regel erfolgt die Aufzucht mutterlos, wodurch viele Probleme entstehen können, weil die Kälber die Nahrung häufig in wenigen Mahlzeiten und kurzer Säugezeit erhalten. Einserseits wird dadurch das sich entwickelnde Verdauungssystem überfordert und andererseits das natürliche Saugbedürfnis nicht gestillt. In den ersten beiden Wochen werden die Jungtiere auf den meisten Milchviehbetrieben in Einzelhaltung, wie in Kälberhütten oder Kälberiglus gehalten, danach werden die Tiere nach § 9 der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung in Großiglus, Großhütten oder im Offenstall zusammengelegt.
Als Vorteil der Einzelhaltung gilt das geringere Risiko, sich mit Krankheitserregern zu infizieren. Vorteil der Gruppenhaltung ist der soziale Kontakt untereinander. Beides zählt als Kriterium für das Tierwohl.
Kälber haben ein ausgeprägtes Saugverhalten und saugen, wenn sie bei ihrer Mutter bleiben, bis zu acht Mal jeweils bis zu 12 Minuten am Tag. Die übliche Tränkefütterung versorgt das Kalb mit ausreichend Nährstoffen, dauert bei Milchaufnahme aus dem Eimer jedoch kaum mehr als drei Minuten. Das Saugdefizit führt in der Phase der Einzelhaltung zur Besaugung von Gegenständen und in der Gruppenhaltung zum Besaugen anderer Kälber.