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Kälber haben ein starkes Saugbedürfnis, was bedeutet, dass sie eine bestimmte Zeitdauer am Tag saugen müssen. Die Tränkedauer in der Praxis ist abängig von Fütterungsintervallen und der Fütterungstechnik und damit auch die Möglichkeit für das Kalb, sein Bedürfnis zu stillen.
Beim Säugen am Euter saugen die Kälber so oft sie wollen und lehnen sich dabei an die Mutter an. Kälber haben ein ausgeprägtes Saugverhalten und saugen, wenn sie bei ihrer Mutter bleiben, bis zu acht Mal jeweils bis zu 12 Minuten am Tag. Mit zunehmender Sättigung lässt das Saugbedürfnis nach. Die übliche Tränkefütterung mit Eimern versorgt das Kalb theoretisch ausreichend mit Nährstoffen, dauert bei Milchaufnahme aus dem Eimer jedoch kaum mehr als drei Minuten. Weit verbreitet ist die Fütterung mit zwei Tränkemahlzeiten am Tag. Gerade in den ersten Lebenswochen ist diese Art der Fütterung nicht tiergerecht.
Das Saugdefizit führt in der Phase der Einzelhaltung zur Besaugung von Gegenständen und in der Gruppenhaltung zum Besaugen anderer Kälber. Bei der künstlichen Fütterung entscheiden Saugakt und Saugfrequenz, ob ein Saugdefizit entsteht und dieses an anderen Kälbern und Gegenständen kompensiert wird. Neben dem Saugzeitdefizit kann es durch die unphysiologisch hohen Flüssigkeitsmengen bei nur zwei Tränkezeiten zum "Überlaufen" des Labmagens kommen, dem so genannten Pansensaufen. Dieses führt zu Fehlgärungen und stört die Entwicklung des komplizierten Verdauungstraktes empfindlich.
In der landwirtschaftlichen Praxis trinken die Kälber nach der Erstversorgung entweder direkt am Euter weiter oder an Eimern. Die teilnehmenden Netzwerk-Betriebe gehen hierbei unterschiedlich vor.
Auf den Betrieben B und D trinken die Kälber direkt am Euter. Beim Betrieb B sind es Ammen, die im Verlauf des Projektes durch Mutterkühe ausgetauscht wurden, auf dem Betrieb D versorgen die eigenen Mütter die Kälber von Beginn an.
Auf den Betrieben A und B können die Kälber mit einer ad libitum-Fütterung in der Einzelbox Nahrungsaufnahme und Saugbedürfnis an Nuckeleimern stillen. Nach Überführung in die Gruppe steht den Kälbern eine Gruppentränke zur Verfügung. Durch die angepasste Anbringung der Nuckel lehnen sich die Kälber aneinander an. Das kommt dem Trinken am Euter der Mutter nahe, da sich das Kalb beim Saugen an die Mutterkuh anlehnt.
Zum Absetzen wird rationiert gefüttert, wie es Betrieb C, ebenfalls mit Eimern, von Beginn an macht. Auf allen Betrieben wird zur Pansenentwicklung früh, zum Teil ab dem ersten Tag, Raufutter angeboten.
Als natürlichstes Aufzuchtverfahren für Kälber wird das Tränken am Euter der eigenen Mutter bewertet. Die ausschließliche kuhgebundene Kälberaufzucht erfüllt das Saugbedürfnis der Kälber am besten. Betrieb A will die Umstellung auf die kuhgebundene Kälberaufzucht nach Projektende weiter probieren.
Nach der Phase der ad libitum-Fütterung ist die Versorgung der Kälber bei der rationierten Fütterung ein Engpass. Die Kälber können ihr Saugbedürfnis auch bei leerem Eimer noch am Nuckel befriedigen. Dabei helfen Nuckel mit einem erhöhten Saugwiderstand. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen ist die Versorgung mit Eimern aber aufwändig. Beim Auffüllen der Milch und Verteilen der Eimer kann verschüttete Milch den Stall und die Betriebsflächen verunreinigen.
Ein extra gestalteter Nachtränkebereich mit Heunetzen und Blindnuckeln kann das Besaugen von anderen Kälbern und Gegenständen unterbinden.
Betrieb C hat im Verlauf des Projektes den Beginn der Kälberfütterung von einer rationierten Tränke auf ad libitum-Fütterung umgestellt. Die Nuckeleimer werden zweimal täglich mit angesäuerter Vollmilch befüllt und stehen den Kälbern jeweils 12 Stunden zur freien Verfügung. Eine Dokumentation von Tränkemenge und tatsächlich getrunkener Milchmenge pro Kalb identifiziert schwächere Tiere, die besonders versorgt werden. Betrieb C hat Nuckel mit verschiedenen Farben nach steigendem Widerstand angeschafft. Die kleinsten Kälber saugen an Nuckeln mit dem geringsten, ältere Kälber mit Nuckeln des größten Saugwiderstandes.
An der so genannten Milchbar stehen die Kälber nahe beieinander und berühren sich an den Flanken, wodurch das Trinken an der Mutter nachgeahmt und das Sozialverhalten in der Gruppe befördert wird. Dieses Verhalten entspannt die Tiere, wie Betriebsleiter A berichtet. Über ein Zahlenskala mit Zahlenschloss kann die Tränkemenge angepasst werden. Das sichert bei einem Mitarbeiter- und Schichtwechsel die Einhaltung des Tränkeplans.
Betriebsleiter B berichtet, dass das Trinken in der Gruppe auch Kälber zum Trinken animiert, die weder an der Mutter noch am Eimer gut saufen.
Betrieb A hat als Ersatz zu den Nuckeleimern Nuckel mit erhöhtem Widerstand gegen das gegenseitige Besaugen angeschafft. Das beschäftigt die Kälber und fördert nebenbei die Speichelbildung zur Pufferung der Pansensäure. Betriebsleiter A zeigt sich mit dieser Neuerung sehr zufrieden.
Schlechte Erfahrung mit der Gruppentränke hat Betriebsleiter C gemacht. Die Kälber drückten die Nuckel nach innen und machen sie damit unbrauchbar. Das wiegt die Vorteile leichterer Reinigung und Handhabung der Milchbar auf. Um die Gruppentränke nach dem Projekt weiter zu führen, plant er den Behälter mit Resten der ad libitum-Fütterung zu befüllen. Dadurch sollen die Kälber an der leeren Gruppentränke keine Defekte mehr verursachen.
Die Schalentränken mit Ventil hat Betrieb A gegen ein offenes Tränkebecken ausgetauscht. Die Wasseraufnahme durch die Kälber ist nach Beobachtung von Betriebsleiter A angestiegen. Um einer Algenbildung vorzubeugen, sollte das Tränkebecken keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Betrieb D hatte zum Schutz gegen Frost bereits vor dem Projekt beheizbare Tränkebecken eingesetzt. Zusätzliche Tränkebecken für stets frisches Wasser wurden auf die Kälberweide installiert. Damit entfällt der arbeitsintensive Umgang mit mobilen Wasserfässern auf der Weide.
Betrieb A bietet mit dem Neubau des Kälberstalls Strukturfutter in einem halbierten 1.000-Liter-Kanister an. Dieser Trog wird mit Kälber-TMR befüllt. Diese "totale Mischration für Kälber" aus gehäckseltem Stroh oder Heu wird mit Kraftfutterkomponenten und Mineralfutter aufgefüllt und kann bereits ab der ersten Lebenswoche als alleiniges Festfutter vorgelegt werden. Vorteile sind die Förderung der Pansenentwicklung, das Vermeiden von Fehlentwicklungen wie der Pansenazidose durch zu hohe Kraftfuttermengen und durch instabile Silagen. Die stärkehaltigen Kraftfutterkomponenten liefern flüchtige Fettsäuren für die Stimulierung des Wachstums der Pansenzotten.
Als Kälbermüsli sind hochpreisige Mischungen im Handel erhältlich, die nach Erfahrungen von Betriebsleiter B den Absetzstress vermindern.
Über Heuraufen wird den Kälbern bereits ab den ersten Lebenstagen Strukturfutter angeboten. Die sind leicht zu platzieren und dienen den Kälbern auch schon als Beschäftigungsmaterial. Damit das Futter länger sauber bleibt und nicht unnütz im Kälberstall verteilt wird, können Heuraufen so an der Außenwand des Buchtengitters angebracht werden, dass die Kälber immer nur seitwärts das Heu portionsweise herauszupfen können.
Betriebsleiter E hat in seinem Kälberstall drei kombinierte Tränke- und Fütterungsautomaten aufgestellt. Die Platzierung erfolgte so, dass Kälber aus zwei Buchten gleichzeitig versorgt werden. Zusammen mit einer integrierten Wiegeeinrichtung werden wertvolle Daten für die tierindividuelle Entwicklung erhoben. Diese Geräte sind selbstreinigend und sollten über zwei getrennt programmierbare Programme für Tränke- und Futteraufnahme verfügen. Abweichungen bei einem Kalb können dem Betriebsleiter für individuelle Eingriffe auf das Smartphone übermittelt werden. Die Vergabe des Kraftfutters bei den Automaten auf Betrieb E reagiert auf die aufgenommen Tränkmenge und gibt Futter erst nach einer bestimmten Trinkmenge frei.
Die gesamte Tränkemenge von 2,4 Liter pro Besuch ist dem natürlichen Tränkeverhalten angepasster, weil sie nicht nur zu bestimmten Zeiten wie bei der rationierten Fütterung zur Verfügung steht. Die Datenanalyse des Trinkverhaltens weist Pausen von 2,5 Stunden zwischen den Besuchen auf.
Für die Weide eignet sich ein Kälberschlupf mit Kraftfutterautomaten und Fressstand. Die mobile Version bringt Betriebsleiter A im Winter in den Kälberstall.
In der Kategorie Fütterung hat Betriebsleiter A mit umfangreichen Umstellungen auf Gruppentränke, Tränkebecken und TMR die größten Erfolge erzielt. Die Nährstoffaufnahme von Milch, Futter und Wasser wurde insgesamt verbessert. Die Kälber zeigen sich seiner Beobachtung nach aufmerksamer und neugieriger. Der Anteil an Kälbern mit auffallend struppigem Fell hat abgenommen, was die Betriebsleiter auf einen allgemein verbesserten Gesundheitszustand zurückführen.
Der Betriebsleiter B war die Umstellung auf die kuhgebundene Kälberaufzucht ein Erfolg für den verbesserten Gesundheitsstatus seiner Kälber. Die Versorgung mit Vollmilch über die Mutter habe vor allem die Eisenversorgung verbessert.
Das Gesamtpaket Fütterung und Fütterungstechnik hat nach Aussage aller Betriebsleiter am ehesten zur Verminderung des gegenseitigen Besaugens geführt. Zusätzlich zu Raufutter und Kälber-TMR können auch Mineralecksteine im Stall aufgestellt werden.
Die innovative Technik der auf Betrieb E installierten Tränke- und Fütterungsautomaten habe zu einer Steigerung der täglichen Zunahme um 100 g/Tag geführt. Die Nutzung entspreche am ehesten dem natürlichen Saugverhalten. Die Tränkekälber weisen ein auffallend glänzendes und glattes Fell und keine Leckstellen mehr auf.