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Die Tierbeobachtung ist der beste Weg in der Nutztierhaltung, zu beurteilen ob es den Tieren wirklich gut geht. Zahlreiche Indikatoren, wie das Schwänzeln von Kälbern oder das Wiederkäuen der Milchkühe in Ruhelage sind leicht zu erkennen.
Erste Anzeichen von Krankheiten können oftmals bereits "erblickt" werden: So steht die Kuh etwas schief, wenn sie einen Fuß entlastet, was auf ein Problem im Fundament hinweisen kann. Dann heißt es, das Tier noch genauer zu beobachten und gezielt nachzuschauen. Das gilt auch für das "gegenseitige Besaugen" bei Kälbern. Vielleicht gibt eine besaugte Stelle am Bauch oder Ohr schneller einen Hinweis auf ein besaugendes Kalb, als dass das "Tätertier" beim Besaugen beobachtet wird. Besonders die Tierbeobachtungen haben die Netzwerk-Betriebe in den MuD Tierschutz zur "Optimierung der Gruppenhaltung von Kälbern zu Reduktion des gegenseitigen Besaugens" während der Projektzeit optimiert. Der Zeitaufwand hierfür kollidiert häufig mit den zahlreichen Routinearbeiten auf dem Betrieb und wird oftmals bei Arbeiten mit den Kälbern nebenbei erledigt. Zur Intensivierung wurde der Maßnahmenkomplex "Tierbeobachtung und Hygienemanagement" im Verbund mit den Kälberarbeiten aufgestellt und betriebsindividuell umgesetzt.
Im Plan wurde pauschal eine Zeit von 45 Minuten pro Tag und Betrieb für die gezielte Tierbeobachtung festgelegt. Dabei wurde über eine Dokumentationspflicht der besaugten Stellen das Augenmerk auf das Thema „Besaugung“ gelegt. Betrieb E hat die Beobachtungszeit wegen der großen Kälbergruppen von bis zu 18 Tieren auf 90 Minuten ausgedehnt. Im Kern findet die Tierbeobachtung weiterhin parallel zu den täglichen Routinearbeiten wie Fütterung, Reinigung des Stalls und der Behandlung kranker Tiere statt. Darüber hinaus wurde das Tagessoll von 45 Minuten durch reine Beobachtungszeit aufgefüllt. Betrieb D hat diese auf die Ruhephase nach der Futtervorlage ausgedehnt. Besaugende Tiere können durch eine optimierte Tierbeobachtung frühzeitig identifiziert werden.
Weitere Datenerhebungen wie die aufgenommene Tränkemenge helfen, schwächere Tiere zu identifizieren, die bei der Tierbeobachtung besonders begutachtet werden müssen. Beispielsweise könnten sie von ranghöheren Kälbern unterdrückt werden. Kalben die Milchkühe saisonal ab, entstehen Arbeitsspitzen, die eine Tierbeobachtung in den ersten drei Monaten nach Aussage des Betriebsleiters D erschwert. Vorhandenes Personal muss über Schulungen für die Tierbeobachtung sensibilisiert werden, damit sie schichtübergreifend gleichmäßig erfolgt. Bis Tierbeobachtung und Arbeitsroutinen neu koordiniert sind, braucht es eine gewisse Übergangszeit.
Im Betrieb B mit verbundener kuhgebundener Kälberaufzucht und Automatischem Melksystem (AMS) findet zusätzlich vor dem Melken eine Euterkontrolle statt. Kälber trinken bei ihren Müttern nicht gleichmäßig aus allen Vierteln. Möglicherweise ist nur ein Viertel vollständig entleert. Mit der Euterkontrolle wird das Blindmelken durch den Melkroboter vermieden.
Die Tierbeobachtung dient nicht nur dem Projektziel der Minimierung gegenseitigen Besaugens, sondern auch der möglichst frühen Erkennung aller Auffälligkeiten und Erkrankungen der Kälber. Bei der Tierkontrolle kann auch der Erfolg von eingesetztem Beschäftigungsmaterial eingeschätzt werden. Zudem verbessert die aufgewandte Zeit die Tier-Mensch-Beziehung im Stall.
Trotz Intensivierung der Tierbeobachtung sind die Kälber die meiste Zeit ohne Kontrolle. Damit die Landwirte auch in dieser Zeit die Kälber beobachten können, wurde bei zwei Betrieben zusätzlich ein Kamerasystem installiert, welches die Präsenz-Tierbeobachtung ergänzt. Die Bilder sollten auf alle Endgeräte wie PC und Smartphone übertragen werden, um jederzeit einen Blick in den Stall werfen zu können. Die Mehrkosten wurden mit 0,64 und 1,72 Euro je Kalb angegeben.
Bedeutende Stressoren für das gegenseitige Besaugen sind Keime. Deshalb wurden stallbezogene Hygienemaßnahmen zur Tierbeobachtung hinzugenommen. Betrieb B hat im Rahmen des Projekts ein mobiles Einstreugerät gekauft und kann die Stroheinstreu jetzt gleichmäßiger und dicker in alle Stallbereichen ausbringen. Aus Gründen der Stallhygiene wird die Einstreu mit Kalk vermischt. Betrieb D berichtet bei der Nutzung von Hygienekalk darüber hinaus, dass die Kälber ein glatteres Fell bekommen. Dadurch sinken Fliegenbelastung und der Keimdruck.
Betrieb B kann mit einem ebenfalls neuen Aufsitz-Mistschieber die Flächen häufiger und gründlicher abschieben und den Keimdruck mindern.
In Betrieb B löste ein Milchtaxi die Eimertränke per Hand ab. Die Eimer müssen nicht mehr in den Kälberstall getragen werden. Das Besondere an diesem Milchtaxi ist die Datenspeicherung für die individuelle Tränkemenge und Vollmilchaufwertung. Darüber hinaus erhält jedes Kalb die optimal angerührte Milchmenge mit der optimalen Temperatur.
Im Rahmen des Projektes hat Betrieb C für die Reinigung der Tränkeeimer, Gruppentränke und Nuckel einen eigenen Hygieneplan entwickelt.