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Aufstallung und Management Aufstallung und Management

Sauenhaltung tierwohlorientierter gestalten

Die Zeit im Kastenstand muss minimiert werden. Im Deckzentrum werden die Sauen in den meisten Betrieben nach wie vor in Kastenständen gehalten. Die Betriebe im MuD Tierschutz-Projekt „Verbesserung und Anreicherung der Haltungsumgebung tragender Sauen“ haben sich auf den Weg gemacht und verschiedene Lösungen unter Praxisbedingungen umgesetzt, um die Sauen im Deckzentrum nur noch für eine kurze Zeit zu fixieren. Das hat auch Auswirkungen auf die Wartehaltung.

Bisher werden Sauen in den meisten Betrieben nach dem Absetzen direkt in ein Deckzentrum eingestallt, belegt, bis zum 28. Trächtigkeitstag fixiert und anschließend in den Wartestall umgestallt. Sollen die Fixierungszeiten der Sauen im Deckzentrum auf wenige Tage beschränkt werden, müssen die Sauen entweder schon im Deckzentrum in der Gruppe gehalten werden oder sie werden direkt nach der Belegung in den Wartestall umgestallt. Beide Varianten wurden von den teilnehmenden Betrieben im Projekt praktiziert.

Arena für abgesetzte Sauen

Eine Neugruppierung am Absetztag hat den Vorteil, dass die Tiere sich nach dem Belegen noch wiedererkennen und Rangkämpfe im Wartestall dadurch abgemildert bzw. verhindert werden können. Eine Gruppenhaltung im Deckzentrum setzt allerdings einige Veränderungen gegenüber der herkömmlichen Aufstallung im Kastenstand voraus. Die Sauen brauchen im Stall eine ausreichend breite und lange Lauffläche, um sich aus dem Weg gehen zu können. Die Mindest-Laufgangbreite laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung von 2,5 m ist hier als absoluter Mindestwert zu verstehen und oftmals nicht ausreichend. In der Praxis hat sich allerdings gezeigt, dass die Laufgangbreiten so breit wie möglich sein sollten, um den Tieren eine ausreichende Ausweichmöglichkeit zu bieten.

Werden die frisch abgesetzten Sauen zur Gruppenbildung ins Deckzentrum eingestallt, brauchen sie Platz, um ihre Rangordnung vor der Belegung auszufechten. Dafür eignet sich eine Kurzeitarena. Eine Arena sollte eine große Fläche mit einem trittsicheren Untergrund haben. Der Platzbedarf pro Sau sollte mindestens 5 m² betragen. Im Außenbereich haben sich Arenen mit 5-6 m2 pro Sau in der Praxis bewiesen. Es dürfen keine Hindernisse vorhanden sein. Bei Rangkämpfen, die unumgänglich beim Zusammenstellen von neuen Sauen sind, bestehen so ausreichend Ausweichmöglichkeiten. Diese Arena kann im Deckzentrum oder auch außerhalb des Stalles gebildet werden.

Einige MuD-Betriebe in Netzwerk 8 haben die Deckzentren so umgebaut, dass der Laufbereich hinter den Ständen breit genug ist, um ihn als Arena nutzen zu können. Ein Betrieb nutzt den an das Deckzentrum angeschlossenen Auslauf als Arena. Ein anderer Betrieb bildet mithilfe von Kunststoffwänden, die auf- und abgebaut werden können, eine mobile Arena im teilweise überdachten Außenbereich direkt vor dem Deckzentrum. Die Sauen bleiben für mehrere Stunden in der Arena und haben Zeit, eine Rangordnung auszufechten, bevor sie ins Deckzentrum gelassen werden.

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Kastenstände durch Selbstfangbuchten ersetzen

Üblicherweise stehen die Sauen im Deckzentrum in Kastenständen, die nur vom Tierbetreuer oder der Tierbetreuerin zu öffnen sind. Sie eignen sich nicht für eine Gruppenhaltung im Deckzentrum. Besser geeignet sind Selbstfangbuchten oder Fressliegebuchten. Ebenfalls möglich sind Korbbuchten, deren hinterer Teil für die Zeit, in der die Sauen nicht fixiert werden, hochgeklappt wird. Dadurch entsteht mehr Platz hinter den Ständen, die Laufgänge können auf diese Weise verbreitert werden.

Alle genannten Buchtenformen verfügen über einen Schließmechanismus, den Sauen selber bedienen können, sobald sie in einen Stand eintreten. Diese Haltungstechnik gibt jeder einzelnen Sau die Wahlmöglichkeit, ob sie sich in dem Stand oder in dem freien Laufbereich dahinter aufhalten möchte. Im Stand sind rangniedere Sauen auch vor ranghöheren Tieren geschützt. Außerdem ermöglichen die Stände jeder Sau eine ruhige und ungestörte Futteraufnahme. Alle Sauen können zeitgleich Fressen, was dem natürlichen Fressverhalten von Schweinen nahekommt. Vorteilhaft ist, dass rauschende Sauen rund um den Belegungszeitpunkt jederzeit fixiert werden können. Das kommt nicht nur dem Schutz der Sauen vor ihren aufreitenden Kolleginnen zugute, sondern auch der Arbeitssicherheit des Betreuungspersonals.

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Sauen nur noch kurz fixieren

Durch die Gruppenhaltung im Deckzentrum ergeben sich Optionen im Management, da die Sauen nicht mehr 28 Tage lang nach dem Belegen fixiert werden. Die MuD-Betriebe haben unterschiedliche Fixierungszeiten der Sauen nach dem Belegen ausprobiert. Einige Betriebe fixieren die Sauen nur zwei Tage zur Belegung, andere vier bis sieben Tage. Mit einer Fixierung für vier Tagen kamen viele Betriebe gut zurecht. Ebenfalls ist es möglich, die Sauen direkt nach der Belegung in den Wartebereich umzustallen.

Auch die komplette Entfernung der bisher genutzten Kastenstände im Deckzentrum ist denkbar. Es gibt dann keine Fixierung mehr und die Bereiche Deck- und Wartestall verschwimmen bei dieser Systemlösung. Die Sauen werden dann frei in der Gruppe belegt. Hierbei ist ein besonderes Augenmerk auf den Tier- und Arbeitsschutz zu richten.

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Kombinierte Deck-Wartebereiche

Mit den verkürzten Fixierungszeiten der Sauen verschiebt sich der Platzbedarf in den einzelnen Stallabteilen. Je kürzer die Sauen im Deckzentrum bleiben, desto mehr Plätze werden im Wartestall benötigt. Im Deckzentrum werden hingegen weniger Plätze gebraucht. Es ist auch möglich, die Deckzentren als kombinierte Deck-Wartebereiche zu nutzen. Die Grenzen zwischen der Haltung in Deckzentrum und Wartestall werden immer fließender.

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Gruppen möglichst zusammenlassen

Viele Ferkelerzeuger arbeiten in der Wartehaltung mit dynamischen Sauengruppen. Die hochtragenden Sauen gehen von dort aus in den Abferkelstall, die Gruppe der belegten Sauen kommen hinzu. Rangkämpfe im Wartestall sind dabei unausweichlich. Das führt zu großer Unruhe und Stress in der Herde und kann eine höhere Umrauscherquote zur Folge haben. Eine stetige Mischung von Sauengruppen sollte daher vermieden werden. Ideal wäre es, wenn die Sauengruppe, die im Deckzentrum schon zusammengehalten wird, nach erfolgreicher Belegung auch im Wartestall bestehen bleibt. Ob das in der Praxis umsetzbar ist, ist abhängig vom gesamten Betriebssystem.

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Jungsaueneingliederung stressfrei gestalten

Jungsauen sollen behutsam an den neuen Stall und das Keimmilieu gewöhnt werden. Es ist ratsam, sie als feste Gruppe in das Deckzentrum umzustallen und dort als Untergruppe von den älteren Sauen getrennt zu halten. In den MuD-Betrieben wurde die Unterteilung der Gruppen durch schwenkbare Gitter im Laufbereich erreicht. Dadurch ist die Gruppengröße an die Erfordernisse der Tiere oder des Stalls anpassbar. Die Jungsauen können so stressfrei Kontakt zu den anderen Sauen aufnehmen.

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Liegebereiche und Laufflächen tiergerecht gestalten

Gummimatten sind besonders gelenk- und fundamentschonend (hier in der Krankenbucht eingesetzt) - Quelle © BLE

Soll die Haltung im Deckzentrum optimiert bzw. verkürzt werden, sind dazu häufig Veränderungen im Wartestall notwendig. Es werden mehr Liegeplätze erforderlich. Die Liegeplätze müssen den Sauen einen guten Liegekomfort bieten. Gummimatten sind besonders gelenk- und fundamentschonend. Sie bilden eine weiche Unterlage, auf der die Gelenke und die Schultern der Sauen beim Liegen einsinken. Sie weisen einen deutlich höheren Liegekomfort auf als Betonboden und verbessern die Gangsicherheit der Tiere. Davon profitiert der allgemeine Fitnesszustand der Sauen und eine längere Nutzungsdauer der Tiere ist möglich.

Auch Stroh oder Sägemehl können als Einstreu für planbefestigte Bereiche im Stall eingesetzt werden. Der Vorteil von Einstreu ist, dass die Sauen weichere Liegeflächen haben, die die Gelenke schonen. Zudem können die Tiere ansatzweise ihrem Wühltrieb nachgehen. Insgesamt kann durch den Einsatz von Stroh oder Strohmehl die Haltungsumwelt der tragenden Sauen verbessert werden.

Spaltenklicks ermöglichen eine individuelle Gestaltung der Bucht - Quelle © BLE

Viele Sauenställe sind mit Spaltenboden ausgestattet. Gesetzlich erlaubt ist laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung eine Spaltenbreite von 20 mm. Eine geringere Spaltenbreite wirkt sich positiv auf die Klauengesundheit aus. Schlitzbreiten von 17 mm bieten sich an. In der ökologischen Tierhaltung werden beispielsweise 17 mm Schlitzbreite verwendet, mit einem Schlitzanteil unter zehn Prozent. Der Spaltenboden findet unter anderem seinen Einsatz als Teilspaltenboden im Liegebereich. Einzelne Spaltenbereiche können auch mithilfe von Spaltenklicks verschlossen werden. Diese können dann beispielsweise als geschlossene Liegefläche dienen. Mit den Spaltenklicks lassen sich auch die Bereiche unter Stroh- und Heuraufen verschließen, damit kein Raufutter in die Güllekanäle gelangt.

Die Fußböden in den Ställen dürfen nicht rutschig sein. Durch Aufrauen der Böden werden Laufwege trittsicherer, sodass das Risiko für Verletzungen reduziert wird. Sauen können sich zudem schneller bewegen, ohne Angst zu haben, dass sie ausrutschen. Das ist besonders im Deckzentrum während der Rausche wichtig, wenn die Verletzungsgefahr durch das Aufspringen anderer Sauen ohnehin größer ist.   

Trockene Böden steigern die Trittsicherheit für die Sauen und reduzieren die Rutschgefahr und damit das Verletzungsrisiko. Feuchtigkeit bindendes Einstreupulver kann helfen, die Bodenfeuchte besonders im Deckzentrum besser zu regulieren. Die frisch abgesetzten Sauen haben aufgrund der Hormonumstellung und des Stresses dünneren Kot und setzen vermehrt Harn ab. Bei einer manuellen Reinigung kann es vorkommen, dass der Boden noch sehr lange feucht und rutschig bleibt. Bestimmte Pulver lassen die Flächen schnell trocknen, sodass die Sauen nicht ausrutschen und sich verletzen.

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Warme Rückzugsorte schaffen

Schweine ruhen bevorzugt in dunkleren und wärmeren Bereichen. Um für die Sauen in der Gruppenhaltung Rückzugsorte zu schaffen, eignen sich Liegekisten oder Abdeckungen, die als Strukturelemente im Stall eingesetzt werden können. Die Liegekisten oder Liegebereiche können mit oder ohne Einstreu versehen sein. Ziel ist es, einen geschützten zusätzlichen Liegebereich zu schaffen. Abdeckungen bieten den Sauen eine zusätzliche abgedunkelte Ruhezone. Das Wohlbefinden der Sauen wird dadurch gefördert. Allerdings sollten diese Rückzugsorte immer einen Eingang und einen Ausgang haben, um den Tieren eine Fluchtmöglichkeit zu geben.

Sauen ziehen sich in Hütte zurück - Quelle © BLE

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Eingang in den Ruhebereich - Quelle © BLE

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Lichtverhältnisse in der Nacht

Sauen haben während der Nacht eine ausgeprägte Ruhephase, in der sie viel schlafen. Nachtlichter dienen den Tieren im Dunkeln als Orientierungshilfe im Stall. Dadurch kann ihr Wohlbefinden verbessert und die Verletzungsgefahr reduziert werden, denn die Sauen können sich so bei Nacht besser bewegen.

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Buchtenelemente und Ausläufe

Der Wintergarten als Außenklimareiz - Quelle © BLE

Buchtenbereiche wie Fütterungs-, Ruhe- und Aktivitätsbereiche sowie „Schweinetoiletten“ müssen korrekt angelegt werden, damit Schweine die Funktionsbereiche in ihrer Umgebung entsprechend nutzen und sich somit wohlfühlen. Im Wartestall bietet sich dort, wo es baulich möglich ist, die Nutzung eines Auslaufs an. Ausläufe schaffen für die Sauen einen Außenklimareiz, sie halten sich dort sehr gerne auf. Sie haben Zugang zu Außenluft und mehr Platz zusätzlich zur eigentlichen Stallfläche. Davon profitieren auch die rangniederen Tiere, denen der Auslauf mehr Ausweichmöglichkeiten bietet. Dadurch können potentielle Rangkämpfe und der damit verbundene Stress reduziert bzw. verhindert werden. Außerdem können die Sauen die gesamte Fläche besser nutzen bzw. sie einfacher in die verschiedenen Funktionsbereiche einteilen und somit ihren arttypischen angeborenen Bedürfnissen besser nachkommen.

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Entmistungstechnik anpassen

Die Entmistungstechnik muss in jedem Stall einwandfrei funktionieren. Sie kann aber zu einer Herausforderung werden, wenn der Kot der Tiere durch die Fütterung von mehr Rohfaser deutlich fester ist, oder wenn organisches Beschäftigungsmaterial durch die Spalten fällt und zu Verstopfungen führt. Herkömmliche Güllesysteme sind damit schnell überfordert. Je nach den Gegebenheiten vor Ort kann der Einbau von Kotschiebern unter den Spalten, Güllespülleitungen oder zusätzlichen Güllerührern Abhilfe schaffen. Vor allem eine Schieberentmistung, die in den Güllekanälen installiert ist, gewährleistet eine technisch einwandfreie Entsorgung von Kot und Harn und wird auch mit der Gabe von groben und größeren Mengen organischen Materialien wie zum Beispiel Langstroh für die Sauen fertig.

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