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Ein gutes Stallklima ist wichtig für das Wohlbefinden von Schweinen. Eine hohe Schadgaskonzentration, Hitze oder eine zu starke Luftströmung lösen bei den Tieren Stress aus, der wiederum zu Schwanzbeißen führen kann. Im Rahmen der MuD Tierschutz-Vorhaben der vier Themennetzwerke zur Verminderung von Schwanzbeißen wurden auf den teilnehmenden „Demonstrationsbetrieben Tierschutz“ verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Stallklima zu verbessern.
Das richtige Lüften der Ställe ist ein wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Schweinehaltung, denn Schweine reagieren empfindlich auf ein schlechtes Stallklima. Die Tiere haben ein sehr gut ausgebildetes Riechorgan und leiden unter einer hohen Schadgaskonzentration im Stall. Auch hohe Temperaturen sind Stress für die Schweine, denn sie können nicht schwitzen und ihr Lungenvolumen ist vergleichsweise klein. Die Tiere produzieren allein durch ihren intensiven Stoffwechsel viel körpereigene Wärme, die sie direkt über die Haut ableiten müssen. Hält der Stress durch Hitze länger an, kann das eine Schwächung des Immunsystems zur Folge haben, die Schweine sind anfälliger für Infektionen. Zudem reagieren Schweine empfindlich auf zu starke Luftströme oder gar Zugluft. Beides sollte vermieden werden.
Die am Projekt beteiligten Schweinehalter betreiben ganz unterschiedliche Ferkelaufzucht- und Schweinemastställe mit auf diese Ställe zugeschnittenen Lüftungssystemen. Es sind neue Warmställe darunter, aber auch Altgebäude und Ställe mit Außenklima. Die Betriebsleiter haben im Rahmen des MuD Tierschutz-Vorhabens unter anderem die Lüftungssysteme in ihren Ställen auf den Prüfstand gestellt und verbessert. Ziel war es, optimale Werte in Bezug auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftströmung sowie niedrige Schadgaskonzentrationen zu erreichen. Die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung gibt hierfür teilweise Werte bzw. Grenzen vor; diese sind jedoch lediglich als Mindeststandard zu verstehen. Die Maßnahmen zu den Stallklimaverbesserungen in den Betrieben im Rahmen des Projektes gehen darüber hinaus.
Die Maßnahmen lassen sich wie folgt unterteilen:
Ein optimales Stallklima kann das Risiko für das Auftreten von Schwanzbeißen verringern. Eine Überwachung des Stallklimas ist die Grundvoraussetzung dafür, die tatsächlichen Werte zu erfassen und Abweichungen zeitnah festzustellen. Nur so lassen sich Störungen frühzeitig identifizieren und beheben. Grundsätzlich sollte die Lüftungsanlage regelmäßig hinsichtlich Funktion, Betriebssicherheit und einer einwandfreien Luftzufuhr und -abfuhr getestet werden. Für die Überwachung des Stallklimas gibt es verschiedene technische Möglichkeiten.
Schweine empfinden zu hohe Luftströmungen als unangenehm. Mit Rauchpatronen, die den Stall oder das Abteil ausnebeln, können Luftströme sichtbar gemacht werden.
Über das Jahr hinweg muss das Stallklima an die Bedürfnisse der Schweine angepasst werden. Es sollte immer eine gleichmäßige Luftverteilung innerhalb des Stalls erreicht werden. Das setzt allerdings voraus, dass die Lüftungsanlage in der Lage ist, die Luftwechselraten an die Außentemperatur anzupassen. Es gibt einige technische Möglichkeiten, das Stallklima in kritischen Zeiten oder Situationen, wie zum Beispiel im Sommer mit hohen Außentemperaturen, zu verbessern.
Grundsätzlich ist eine Buchtenstruktur im Stall vorteilhaft, die es den Schweinen ermöglicht, die Bucht in verschiedene Funktionsbereiche wie Liegebereich, Kotbereich und Aktivitätsbereich einzuteilen. Auf diese Weise lassen sich auch verschiedene „Klimazonen“ schaffen. So genannte Mikroklimabereiche bieten Vorteile: die Tiere können zwischen kühleren und wärmeren Bereichen wählen. Während die Temperatur im Aktivitäts- und Fressbereich, wo die Schweine durch ihre Bewegung Wärme produzieren, abgesenkt werden kann, sollte es im Ruhebereich wärmer sein. Diese Mikroklimazonen lassen sich zum Beispiel in der Ferkelaufzucht schaffen, indem bereits bestehende Klimadeckel mit PVC-Lamellen verschlossen werden; Unter den Klimadeckeln ist die Heizung angebracht, um im Liegebereich eine angenehme Temperatur zu erzeugen und einen idealen Rückzugsort für die Ferkel zu schaffen.
Im Winter lässt sich die Temperatur im Stall durch den Einbau einer Heizung entweder über die Luft oder den Fußboden erhöhen. Als schwieriger erweist sich in der Praxis häufig die Kühlung der Stallluft bei hohen Außentemperaturen im Sommer. Das Kühlen der Raumluft kann durch Ventilatoren erfolgen. In einigen Betrieben hat sich auch der Einbau einer Hochdruckkühlung als Möglichkeit der Zuluft-Kühlung bewährt. Bei hohen Temperaturen wird Wasser über eine Hochdruckverneblung in den einzelnen Abteilen zerstäubt. Dadurch wird der Luft Wärme entzogen und sie wird abgekühlt. Somit wird die Umgebungsluft der Schweine kühler als die Zuluft von außen. Das ist vor allem in den heißen Sommermonaten relevant. Auch über eine Niederdruckkühlung wird dieser Effekt erreicht.
Coolpads können ebenfalls zur Kühlung der Stallluft beitragen. Sie können beispielsweise als Kühlvorrichtung zusätzlich zur bestehenden Lüftung eingesetzt werden. Die Zuluft wird durch Pads mit Wabenstruktur, die ständig mit kaltem Wasser berieselt werden, angesaugt. Dadurch wird die Luft durch Wasserverdunstung abgekühlt. Auf diese Weise kann die Zuluft im Zentralgang gekühlt werden und die Zuluft für die Abteile der Abferkelung und der Ferkelaufzucht, aber auch für die Schweinemast optimiert werden. Coolpads können aber auch an den Stall gestellt werden. Hier kommt es auf die Gegebenheiten vor Ort an. Unter Umständen müssen Durchbrüche gemacht werden, um den Luftraum zu erweitern und das angestrebte Luftvolumen zu erreichen.
Eine weitere Möglichkeit zur Kühlung ist der Einbau einer Mikrosuhle. Über eine dünne Wasserleitung mit Sprühkopf, die oberhalb der Buchten verlegt ist, wird zeitgesteuert Wasser freigesetzt. Dadurch werden einerseits die Körper der Tiere mit Wasser berieselt, andererseits dient die Pfütze unterhalb der Düse zum Suhlen und Abkühlen auf den Betonrosten. Zudem dient eine Mikrosuhle zusätzlich als eine Art Beschäftigung, die zeitgesteuert angeboten wird und Abwechslung in den Tagesrhythmus der Schweine bringt. Im Projekt hat sich herausgestellt, dass eine Mikrosuhle pro Bucht das Wohlbefinden der Tiere maßgeblich verbessern kann. Es gibt auch eine automatische Mikrosuhle. Im Maststall kann die Mikrosuhle mit der Regelung der Lüftung verbunden und hinsichtlich Luftfeuchtigkeit und Temperatur gesteuert werden. Dadurch wird verhindert, dass ein Abteil zu feucht oder zu trocken wird oder dass eine zu große Temperaturschwankung durch die Wasserverrieselung entsteht. In der Praxis hat sich ein Starten dieses Wellness-Programmes für die Tiere für 15 Sekunden in 20-Minuten-Abständen bewährt. Durch die Thermoregulation, die Beschäftigung und das verbesserte Stallklima kann das Risiko für Schwanzbeißen verringert werden
Buchten in Fensternähe werden häufig stark von der Sonne beschienen. Zum einen hat dies Einfluss auf die Temperatur, ähnlich dem Treibhauseffekt. Das Licht gelangt ungebrochen in den Stall und wärmt dort die Oberflächen auf. Die Glasscheiben verhindern jedoch einen "Rückfluss" der infraroten Strahlung (=Wärme) zurück nach außen. Dadurch wird es im Stall immer wärmer, da die Lüftung den Austausch dieser großen Wärmemengen speziell im Sommer nicht schafft. Ein weiterer Effekt der Sonneneinstrahlung ist die extreme Helligkeit. Das Schwein ist ein Dämmerungstier. Lichtintensitäten von fünfstelligen Lux-Raten können Stress bewirken, ebenso wie eine Überschreitung der optimalen Lufttemperatur. Hier hilft ein Sonnenschutz vor den Fenstern. Es ist auch möglich, eine automatische Verdunkelung je nach Stand der Sonne zu wählen.
Es lohnt sich für die Schweinehalterinnen und Schweinehalter, sich mit der Lüftung und der Luftqualität im Schweinestall zu beschäftigen. Schweine reagieren sehr schnell gestresst auf ein nicht optimales Klima in ihrer Umgebung, sowohl im Hinblick auf die Temperatur als auch hinsichtlich der Schadgase, der Luftfeuchtigkeit und der Luftgeschwindigkeit. Dieser Stress durch die klimatische Umgebung kann Schwanzbeißen begünstigen oder auslösen. Im Fokus stehen vor allem die hohen Temperaturen im Sommer. Für die Kühlung der Stallluft gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, die auch in bestehenden Stallanlagen nachgerüstet werden können.
In jedem Bundeland gibt es die Möglichkeit, bei Fragen zur Lüftung oder bei Problemen die Spezialberatung in Anspruch zu nehmen. Es kann sinnvoll und hilfreich sein, die Berater in den Stall zu holen, um die Parameter des Stallklimas genau zu erheben und im Anschluss Schwachstellen und Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren Jedes Lüftungssystem ist sehr individuell auf jeden Stalltyp und jede Herstellungsfirma ausgerichtet.