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Eine gute Tierbeobachtung bedeutet, sich alle Tiere regelmäßig anzusehen und ihr Verhalten zu beobachten, ihre Signale zu erkennen und diese richtig zu interpretieren. Lange Zeit wurde in der modernen Schweinehaltung dem "Auge des Herrn" nicht die ihm zustehende Aufmerksamkeit gewidmet, denn oftmals herrschte die Vorstellung, dass die zunehmend automatisierten Haltungsanalagen von alleine laufen.
Heute weiß man, dass der geschulte Blick des Tierhalters unersetzlich ist, um das Wohlergehen der Schweine sicher zu stellen. Automatisierte Lösungen liegen hierzu bislang nicht vor, auch wenn es Ansätze und einzelne, technische Lösungen gibt, die hinsichtlich Tierbeobachtung unterstützend sein können.
Das Auge des Herrn mästet das Vieh
In den Netzwerken der Demonstrationsbetriebe zum Thema „Verminderung von Schwanzbeißen“ wurde in Netzwerktreffen über das Thema Tiersignale und Tierbeobachtung referiert. Außerdem wurde das Bonitieren von Schwänzen eingeübt, damit alle Landwirte denselben Boniturschlüssel möglichst gleich anwenden können.
Schweinesignale erkennen und deuten zu können bedarf Wissen und Übung. Fortbildungen und Literatur können hier hilfreich sein. Alle Mitarbeiter, die im Stall bei den Tieren arbeiten, sollten über Kenntnisse des Verhaltens und den Bedürfnissen von Schweinen verfügen.
Damit alle Tiere täglich in Augenschein genommen werden können muss hierfür Zeit eingeplant werden. In den Demonstrationsbetrieben zeigt sich, dass eine intensivere Tierbeobachtung essentiell ist, um Veränderungen zeitnah bemerken zu können. Die hierfür notwendige Zeit muss einkalkuliert werden in die tägliche Arbeitsroutine. Wann die Tiere am besten beobachtet werden, ist betriebsindividuell zu entscheiden. Bei einer restriktiven Fütterung bietet es sich beispielsweise an, die Tiere beim Füttern in Augenschein zu nehmen, da sie dann meist alle in Bewegung und am Trog sind.
Kameras wie beispielsweise Wildtierkameras oder Go Pro´s können ergänzend zur Tierbeobachtung durch den Tierhalter eingesetzt werden, diese aber nicht ersetzen. Der gezielte Einsatz von Kameras ermöglicht eine störungsfreie Tierbeobachtung, ggf. auch in der Nacht, da die Tiere nicht durch die Anwesenheit von Menschen abgelenkt werden. Hier können ggf. interessante Beobachtungen zum Verhalten der Tiere gemacht werden, die wiederum Hinweise für Optimierungspotential der Ställe liefern können. Zum Beispiel können Schwachstellen der Buchtenstruktur, des Stallklimas z.B. Zugluft/ Kältebrücken, des Liegekomforts oder Präferenzen für Beschäftigungsmaterialien erkannt werden, worauf der Betrieb dann entsprechend reagieren kann.
Wärmebildkameras können vielseitig eingesetzt werden. Ohr- und Schwanznekrosen können frühzeitig erkannt oder Oberflächentemperaturen in verschiedenen Bereichen einer Bucht gemessen werden, was Rückschlüsse auf die Gesundheit bzw. das Liegeverhalten ermöglicht. Wasserleitungen können hinsichtlich stehendem Wasser überprüft werden, was auf den Wasserhygienestatus rückschließen lässt.
Der Ringelschwanz ist ein guter Indikator für das Wohlbefinden der Tiere und die regelmäßige Dokumentation seines Zustands ermöglicht dem Tierhalter, einen Überblick über den Zustand seiner Tiere zu halten. Die Bonitur und Dokumentation stellen daher sinnvolle Maßnahmen der Tierkontrolle dar.
Eine Dokumentation der Schwanz-Boniturergebnisse und von Auffälligkeiten wie Anzeichen von Schwanzbeißen ermöglicht es, einen Überblick über die Entwicklung einer Tiergruppe zu bewahren, vor allem bei mehreren Mitarbeitern. Die Dokumentation der Haltung kann dem Tierhalter helfen, auch rückwirkend Veränderungen oder Ursachen für beispielsweise einen Ausbruch von Schwanzbeißen, zu verstehen.