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Maßnahmen für mehr Tierwohl in der Aufzucht und Haltung von Legehennen bedeuten stets einen Mehraufwand an Kosten und an Arbeitszeit. Wann das Verhältnis von Aufwand und Nutzen stimmt, muss jeder Betrieb für sich selbst herausfinden.
Junghennen und Legehennen gesund, gut befiedert und mit wenigen Verletzungen zu halten – praktisch ist dies durchaus möglich. Das zeigen die Ergebnisse aus dem Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz zur „Verbesserung tierschutzrelevanter Haltungsbedingungen in der Aufzucht und Haltung unkupierter Legehennen unter Berücksichtigung des Auftretens von Federpicken und Kannibalismus“. Mit Maßnahmen wie der Optimierung des Tiergesundheitsmanagements, der Erprobung unterschiedlicher Beschäftigungsmaterialien oder der Verbesserung der Fütterung und Wasserversorgung sowie der Optimierung der Haltungseinrichtungen und des Stallklimas gelang es den teilnehmenden Landwirten, Federpicken und Kannibalismus in ihren Hühnerherden merklich einzudämmen.
Doch zum Nulltarif geht dies nicht. Maßnahmen für mehr Tierwohl – und gegen Federpicken und Kannibalismus - bedeuten stets einen Mehraufwand an Kosten und an Arbeitszeit. Dieser fällt aufgrund der Verschiedenheit der Aufzucht- und Legebetriebe in Bezug auf ihre Größe und Struktur, den Gesundheitsstatus der Herden, die Erfahrung des Betriebsleiters mit der Haltung unkupierter Hennen und den Umfang der Tierwohlmaßnahmen, die umgesetzt werden sollen, sehr unterschiedlich aus. Trotzdem können die Ergebnisse des Themennetzwerks Impulse für die Entwicklung vieler weiterer Betriebe geben.
Im Themennetzwerk wurde noch einmal deutlich, wie wichtig die Aufzucht von Qualitätsjunghennen für die Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus im Legebetrieb ist. Stimmte die Aufzucht, mussten in der späteren Legeperiode weniger kostenintensive Maßnahmen umgesetzt werden. Legehennenherden waren wesentlich einfacher zu führen, wenn die Junghennen ohne Vorschäden aus der Aufzucht kamen.
Einige sinnvolle Maßnahmen wie die Reduzierung der Besatzdichte oder das Angebot von Luzerne als Beschäftigungsmaterial konnten jedoch nicht (immer) umgesetzt werden, weil die zusätzlichen Aufwendungen im Aufzuchtbetrieb vom Abnehmer nicht honoriert wurden. Nach Ansicht der Fachberater des Tierschutz-Kompetenzzentrums, die das Themennetzwerk betreuten, wäre deshalb eine einheitliche und verbindliche Regelung für die Junghennenaufzucht von Vorteil. Dies wird zwar insgesamt höhere Kosten für die Junghennenaufzucht – und einen höheren Junghennenpreis - nach sich ziehen, jedoch das Tierwohl in der Legehennenhaltung nachhaltig verbessern, lautet ihre Einschätzung.
Im Projekt lagen die Mehrkosten der Junghennenaufzucht im Durchschnitt aller Betriebe zwischen 6,14 Cent und 229,76 Cent je Junghenne (im Vergleich zur Ausgangssituation zu Beginn der Netzwerklaufzeit. Den größten Teil der Kosten verursachten dabei die Maßnahmen zur Verbesserung der Haltung sowie zur Verbesserung der Futter- und Wasserversorgung. Insbesondere die Investitionen in ein zusätzliches Beschäftigungsangebot fielen stark ins Gewicht. Verschiedene neu erprobte Einstreumaterialien wie zum Beispiel Dinkelgranulat, Strohgranulat und Rapsstroh schätzten die Betriebsleiter - im Verhältnis zum ihrem Nutzen - als zu kostenintensiv ein. Vergleichsweise geringe Kosten entstanden durch ein besseres Tiermonitoring. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die verbesserte Tierbeobachtung während der Erledigung von Routinearbeiten im Stall nicht monetär beziffert werden kann, jedoch bei der Verbesserung des Tierwohls eine bedeutende Rolle spielt.
Maßnahme | Mehrkosten, Cent pro Junghenne |
---|---|
Optimierung Tiergesundheit/Tierverhalten davon Eigenkontrolle | 0,77 bis 62,05 0,77 bis 26,47 |
Verbesserung der Futter- und Wasserversorgung davon zusätzliches Beschäftigungsmaterial | -1,73 bis 49,77 -1,73 bis 54,83 |
Verbesserung der Haltung | 0,53 bis 144,68 |
Verbesserung des Stallklimas/des Lichts davon Einstreupflege | <0,01 bis 27,42 0,52 bis 3,79 |
Sonstiges | 0,31 bis 10,38 |
Mehrkosten insgesamt | 6,14 bis 229,76 |
In der Legehennenhaltung lag der finanzielle Mehraufwand im Durchschnitt aller Betriebe zwischen 1,35 Euro je Legehenne beziehungsweise 0,33 Cent je Ei und 20,27 Euro je Legehenne beziehungsweise 5,50 Cent je Ei. Auch hier verursachten die Maßnahmen zur Verbesserung der Haltung, zur Verbesserung der Futter- und Wasserversorgung und die Investitionen in ein zusätzliches Beschäftigungsangebot den größten Teil der Mehrkosten. Weil das Einbringen von Beschäftigungsmaterialien per Hand (zum Beispiel von Körnern oder Magensteinen) vor allem in großen Ställen sehr beschwerlich ist und einen hohen Aufwand bedeutet, wäre eine Automatisierung dieser Arbeitsgänge sinnvoll. Hier bietet sich zum Beispiel der Einsatz von Körnerstreuanlagen an.
Maßnahme | Mehrkosten, Cent pro Legehenne | Mehrkosten, Cent pro Ei |
---|---|---|
Optimierung Tiergesundheit/Tierverhalten davon Eigenkontrolle | 0,15 bis 2,07 0,11 bis 1,14 | 0,05 bis 0,61 0,03 bis 0,33 |
Verbesserung der Futter- und Wasserversorgung davon zusätzliches Beschäftigungsmaterial | 0,37 bis 7,09 0,37 bis 4,68 | 0,09 bis 2,09 0,09 bis 1,51 |
Verbesserung der Haltung davon Optimierung des Auslaufs | 0,02 bis10,16 0,01 bis 0,55 | 0,01 bis 2,39 <0,01 bis 0,24 |
Verbesserung des Stallklimas/des Lichts davon Einstreupflege | 0,04 bis 1,46 0,04 bis 0,69 | 0,01 bis 0,31 0,01 bis 0,29 |
Mehrkosten aufgrund von Kannibalismus | 0,02 bis 1,24 | 0,01 bis 0,45 |
Sonstiges | 0,02 bis 0,03 | 0,01 |
Mehrkosten insgesamt | 1,35 bis 20,27 | 0,33 bis 5,50 |
Die am Projekt beteiligten Betriebsleiter geben an, vor allem diejenigen Tierwohl-Maßnahmen beibehalten zu wollen, die mit wenig Arbeitsaufwand und geringen Kosten verbunden sind und eine vorbeugende Wirkung gegen Federpicken und Kannibalismus haben. Dazu zählen
Bei der Übertragbarkeit von Ergebnissen auf andere Betriebe müssen immer die Kosten mit berücksichtigt werden. Werden die zusätzlichen Kosten nicht ausgeglichen, sind Landwirte weniger bereit, entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Hühner mit unkupierten Schnäbeln verlangen mehr Aufmerksamkeit, die sich in höheren Kosten niederschlägt. Andererseits kann durch das Reduzieren oder Vermeiden von Tierverlusten eine bessere Tiergesundheit und damit eine bessere Legeleistung erreicht werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die angewendeten Maßnahmen relativ problemlos auch auf andere Betriebe übertragen lassen: