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Ist Federpicken in der Herde zu beobachten, muss schnell gehandelt werden, um die Situation zu beruhigen und das Problem zu kontrollieren.
Legehennen mit unkupierten Schnäbeln verzeihen keine Fehler. So können bereits kleinere Nachlässigkeiten bei der Fütterung Verhaltensanomalien auslösen. Darüber hinaus bergen alle für die Tiere stressigen Situationen – zum Beispiel flackerndes Licht, ein suboptimales Stallklima oder Parasiten – das Potenzial für vermehrtes Picken in der Herde. Schon bei den ersten Hinweisen auf Verhaltensstörungen muss schnell gehandelt werden, um eine kritische Situation in der Herde rasch zu entschärfen.
Inwiefern eine akute Gefahr des Auftretens von Federpicken und Kannibalismus besteht, ist unter anderem an folgenden typischen Anzeichen auszumachen:
mangelnde Uniformität der Herde und auffällig unterentwickelte Tiere, |
verringerte Futter- und Wasseraufnahme, |
schlechter Gesundheitszustand der Tiere (Durchfall, trauernde Tiere, blasse Kämme) |
Nervosität im Bestand, |
erkennbare Gefiederschäden (beginnendes Picken am Stoßansatz, dann am Rücken Richtung Hals aufwärts). |
Ein erster Hinweis auf eine kritische Situation in der Herde ist stets das Fehlen von Federn in der Einstreu. Es deutet auf den Beginn des Federnfressens in der Herde hin. Da der Übergang zum Kannibalismus meist fließend verläuft, müssen bereits jetzt Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Für den Fall aufkommender Verhaltensstörungen in der Herde sollte jeder Landwirt einen Notfallplan in der Rückhand haben. Eine gute Handlungsanweisung bietet der im Basiswissen MTool (Managementhilfe für Legehennenaufzucht und -haltung) dargestellte Plan. Dieser empfiehlt, zunächst die technischen Ursachen für Verhaltensanomalien zu ergründen (Fütterungstechnik, Wasserversorgung, Nestmanagement). Wichtig ist das Überprüfen des Stallklimas: Im Legehennenstall gelten Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad Celsius als optimal. Von den Hennen gut toleriert wird eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 70 Prozent. Darüber hinaus sollten folgende Mindestanforderungen an die Stallluft eingehalten werden: Sauerstoffkonzentration: über 20 Prozent, Kohlendioxidkonzentration: unter 3000 ppm, Kohlenmonoxidkonzentration: unter 40 ppm, Ammoniakkonzentration: unter 10 ppm und Schwefelwasserstoffkonzentration: unter 5 ppm. Außerdem sollte der Stall frei von Zugluft sein. Wenn etwas mit dem Stallklima nicht stimmt, werden Jung- und Legehennen schnell nervös. Dann muss gegebenenfalls nachgesteuert werden. Parallel zur Ergründung technischer Störungen sollten weitere Sofortmaßnahmen eingeleitet werden:
1. Tiere intensiv beobachten
Hennenbestände, in denen Verhaltensstörungen zu verzeichnen sind, benötigen eine sehr intensive Beobachtung. Gegebenenfalls müssen verletzte Tiere in ein Krankenabteil verbracht und pickende Tiere herausgefangen werden, denn bereits verletzte Tiere animieren ihre Artgenossen zum weiteren Bepicken.
2. Sofort zusätzliches Beschäftigungsmaterial einbringen
Sind erste Anzeichen auf Federpicken und Kannibalismus zu verzeichnen, sollte zügig für zusätzliche Beschäftigung gesorgt werden, um die Umgebung für die Tiere interessanter zu machen. Hier bietet sich die Gabe von Raufutter (zum Beispiel Heu, Stroh oder Luzerne), Saftfutter (Möhren, Grünfutter), Dinkelspelzbriketts oder Luzernebriketts sowie Picksteinen an. Dabei ist es wichtig, für Abwechslung zu sorgen.
3. Nährstoffe ergänzen
Bei Herden, die zu Federpicken und Kannibalismus neigen, hat sich die zusätzliche Gabe von Natrium (in Form von Kochsalz) und gegebenenfalls auch von Magnesium über das Tränkwasser bewährt. Kochsalz regt die Tiere zur vermehrten Aufnahme von Futter und Wasser an. Magnesium wiederum ist an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Beide Elemente helfen, Nervosität im Bestand abzubauen. Es ist empfehlenswert, Zulagen immer nur kurzfristig vorzunehmen und sich bezüglich der Dauer der Anwendung mit einem Berater oder Tierarzt in Verbindung zu setzen.
Weil Probleme mit Federpicken und Kannibalismus häufig bei Unterversorgung mit essenziellen schwefelhaltigen Aminosäuren (zum Beispiel Methionin) auftreten, ist es als Notfallmaßnahme sehr sinnvoll, das Futter mit diesen Aminosäuren zu ergänzen. In Stresssituationen lohnt darüber hinaus ein Zusatz von Vitaminen, vor allem von Vitamin C. Es steigert die Futteraufnahme und verbessert die Darmgesundheit.
4. Futterrezeptur und Futterstruktur überprüfen
Treten kurz nach dem Einsatz einer neuen Futtercharge (circa zwei bis vier Tage nach Lieferung) Probleme auf, sollten unbedingt die Futterrezeptur und die Futterstruktur überprüft werden. Folgende Punkte sind im Detail zu kontrollieren:
Gehalt essenziellen Aminosäuren Methionin, Lysin, Cystein und Arginin, |
Gehalte an Natrium, Rohfaser und Gesamtprotein, |
Mögliche Entmischung des Futters, |
Futterstruktur (evtl. zu fein), |
Wie fressen die Tiere (selektives Fressen?)? |
Bei starken Abweichungen zur vorhergehenden Lieferung ist ein unverzügliches Handeln erforderlich. Gegebenenfalls muss die gesamte Charge abgesaugt und ersetzt werden.
5. Licht prüfen
Eine direkte Sonneneinstrahlung in den Stall sowie Licht- und Schattenspiele oder „Sonnenflecken“ im Stall sollten verhindert werden, denn sie bewirken ein Zusammendrängen der Tiere und fördern den Stress in der Herde. Gelegentlich müssen Fensterflächen, Zuluftklappen, Lüftungskanäle etc. abgedunkelt werden.
6. Bereits verletzte Tiere separieren
Bereits verletzte Hennen animieren ihre Artgenossen meist noch mehr zum Bepicken. Deshalb ist ein Separieren dieser Tiere sinnvoll. Auch ein Entfernen der federpickenden Hennen kann zur Beruhigung der Situation in der Herde beitragen.
7. Lichtintensität im Stall reduzieren
Eine zu hohe Lichtintensität sowie flackerndes Licht (Leuchtstoffröhren oder Energiesparlampen, die mit einer Frequenz unter 200 Hertz strahlen) kann Hühner nervös machen. In kritischen Situationen sollte deshalb die Lichtintensität reduziert werden, und zwar in möglichst kleinen Schritten (bis maximal 10 Prozent verminderte Lichtintensität pro Schritt), maximal jedoch auf 30 bis 40 Prozent der ursprünglichen Lichtintensität. Wie stark die Lichtintensität gesenkt werden kann, ist unter anderem von der Hennenlinie (braune oder weiße Tiere), von der Stallhöhe, vom Baumaterial oder auch vom Anlagensystem abhängig.
8. Beleuchtung auf rotes Licht umstellen
Als letzte Notfallmaßnahme kann die Beleuchtung auf rotes Licht umgestellt werden. Bei rotem Licht sind bereits bestehende Rötungen oder Verletzungen für attackierende Hühner nicht mehr zu erkennen und damit uninteressant. Es ist wichtig, die gesamte Stallbeleuchtung auf Rot umzustellen. Eine Teilumstellung führt zu einer Verschlimmerung des Geschehens. Diese Maßnahmen sind nicht umkehrbar.
Die Ursachen für Federpicken und Kannibalismus in einem Bestand müssen schnellstmöglich erkannt und behoben werden. Denn unerwünschtes Verhalten ist zu einem frühen Zeitpunkt meist noch zu stoppen. Sofern Probleme in den Herden auftreten wird empfohlen immer die externe Hilfe eines Beraters oder eines Geflügelfachtierarztes zu nutzen.