Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Bunt ist der Strauß der Maßnahmen, mit denen sich Verhaltensauffälligkeiten wie Federpicken und Kannibalismus in Jung- und Legehennenbetrieben eindämmen lassen. Welche Methoden am effektivsten sind, hängt von den individuellen Stärken und Schwächen des jeweiligen Betriebes, aber auch von den Tieren selbst ab.
Ergebnisse der MuD Tierschutz zur Verbesserung der Haltungsbedingungen von Jung- und Legehennen zeigen, dass sich Verhaltensauffälligkeiten wie Federpicken und Kannibalismus mit verschiedenen Maßnahmen eindämmen lassen. Dies ist auch dann noch möglich, wenn sich Verhaltensanomalien in einer Hühnerherde bereits etabliert haben.
Insgesamt 18 landwirtschaftliche Betriebe verschiedener Betriebsgrößen und Wirtschaftsformen aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen beteiligten sich an den Netzwerken zum Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen (Laufzeit 2015 bis Mitte 2020). Sie waren in vier Themennetzwerken organisiert: Netzwerke 1 + 2 – Aufzucht und Haltung unkupierter Jung- und Legehennen (zusammen neun Betriebe), Netzwerke 12 + 13 – Einsatz von Automatisierungstechniken in der Junghennenaufzucht und auf Legebetrieben (zusammen neun Betriebe). Bei der Auswahl der Betriebe waren auch die Lieferbeziehungen zwischen Aufzucht und Legebetrieb beachtet worden, um möglichst viele Herden vom ersten Tag an begleiten zu können.
Die Betriebe erprobten verschiedene Lösungsansätze zur Verminderung von Federpicken und Kannibalismus und testeten diese hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit. Dazu zählten:
Lösungsansätze zur Verminderung von Federpicken und Kannibalismus |
---|
- ein intensives Beobachten und Bonitieren der Tiere |
- eine Verbesserung der Futter- und Wasserversorgung |
- Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit |
- ein zusätzliches Beschäftigungsangebot von der ersten Lebenswoche an |
- ein Reduzieren der Besatzdichte |
- die Optimierung der Stalleinrichtung sowie |
- die Optimierung von Licht und Stallklima |
Von Vorhabenbeginn bis -ende wurden in den Betrieben des Netzwerks 1 insgesamt 46 Durchgänge und in den Betrieben des Netzwerks 2 insgesamt 31 Durchgänge abgeschlossen.
Im Laufe der Zeit gelang es den Betriebsleitern immer besser, ihr Management und das Haltungsverfahren so zu verändern, dass Federpicken und Kannibalismus verhindert oder minimiert werden konnten. Der Gefiederzustand der Tiere verbesserte sich und die Anzahl sowie das Ausmaß der Verletzungen nahmen ab, auch im Vergleich zur Ausgangssituation mit kupierten Tieren. Zudem wurden weniger Verluste durch Kannibalismus verzeichnet und die Tiere konnten deutlich länger gehalten werden als vor Netzwerkbeginn. Die Verbesserung des Zustandes der Tiere wurde zum Teil sogar ohne eine starke Reduktion der Besatzdichte erreicht.
Weil zu Beginn des Vorhabens auf vielen Betrieben (unter anderem) Beeinträchtigungen in der Tiergesundheit festgestellt worden waren, empfahlen die ins Projekt eingebundenen Berater des Tierschutz-Kompetenzzentrums eine intensivere Überwachung der Tiergesundheit sowie prophylaktische Maßnahmen zu deren Stabilisierung. Gute Ergebnisse erzielten die Landwirte insbesondere mit folgenden Maßnahmen:
Ein weiteres Ergebnis des Themennetzwerks lautet: Um Nährstoffdefizite zu vermeiden, die Federpicken und Kannibalismus begünstigen, kommt der Optimierung der Fütterung und der Wasserqualität eine besondere Bedeutung zu. Ohne ein Monitoring der Futter- und Wasseraufnahme kann dies nicht gewährleistet werden. Als wichtige Erfolgsfaktoren stellten sich während der Projektlaufzeit Möglichkeiten heraus, mit denen das Futter schnell aufgewertet und die Futteraufnahme gesteigert werden konnte:
Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität sind unabdingbar, da die Futteraufnahme immer von der Wasseraufnahme abhängig ist und Wasser schlechter Qualität (zum Beispiel verkeimtes Wasser) ungern getrunken wird. Die meisten Betriebe führen inzwischen routinemäßig Wasseruntersuchungen durch und reinigen und spülen die Tränkleitungen im Stall regelmäßig. So lassen sich Verunreinigungen des Wassers schnell erkennen und abstellen. Um den Biofilm in den Tränkleitungen entfernen zu können, investierte ein Betriebsleiter in eine Druck-Impulsspülung. Ein anderer bereitet das Wasser mittels Elektrolyseverfahren auf.
Die Erfahrungen des Projekts zeigen, dass sich ein zusätzliches Angebot von Beschäftigungsmaterial sehr positiv auf das Wohlbefinden der Hühner auswirkt. Es fördert das natürliche Futtersuch- und Futteraufnahmeverhalten der Tiere und lenkt sie davon ab, andere Hennen zu picken. Je variantenreicher das Angebot, desto größer die Wirkung:
Der positive Effekt des Beschäftigungsmaterials zeigte sich immer dann besonders deutlich, wenn es einmal weggelassen oder zu zögerlich eingesetzt wurde. Dann begannen die Tiere wieder mit dem Federpicken. Wichtig ist es, das Beschäftigungsmaterial bereits von der ersten Lebenswoche an anzubieten, damit bereits die Küken lernen, die Beschäftigungsmaterialien so zu nutzen, dass kein Risiko einer übermäßigen Aufnahme von Raufutter, Sand oder Magensteinen besteht. Und sie nutzen ihre Schnäbel so auch frühzeitig ab.
Bei den Stallbauten und den Stalleinrichtungen der teilnehmenden Betriebe gibt es nach Ende der Netzwerklaufzeit noch Verbesserungspotenzial – auch weil Änderungen in diesem Bereich oft mit höheren Investitionen verbunden sind. Dies betrifft vor allen die Form und die Anordnung der Sitzstangen sowie die Erreichbarkeit der verschiedenen Ebenen der Anlage. Die Erfahrungen mit Veränderungen im Haltungssystem sind positiv:
Untersuchungen zeigen einen großen Einfluss der Besatzdichte auf das Ausmaß von Federpicken und Kannibalismus in Jung- und Legehennenbeständen. Deshalb empfahlen die Berater des Tierschutz-Kompetenzzentrums den Betrieben im Themennetzwerk, bereits ab der frühen Aufzuchtphase mit einer niedrigeren Besatzdichte zu arbeiten. Sie rieten dazu, die Besatzdichte auf 18 Tiere pro Quadratmeter begehbare Fläche zu senken. Die Erfahrungen aus dem Projekt: Herden mit niedrigerer Besatzdichte lassen sich einfacher managen. Einige Betriebsleiter erzielten jedoch mit höheren Besatzdichten und einem angepassten Management ebenfalls gute Ergebnisse.
Nicht nur das Management der Herde wird durch eine niedrigere Besatzdichte erleichtert, auch das Stallklima wird positiv beeinflusst. Dies trifft insbesondere auf Ställe mit geringer Deckenhöhe und einem relativ geringen Luftvolumen zu. Um das Klima in den Ställen zu verbessern, wurden in den Betrieben des Themennetzwerks sehr unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt:
Die Ergebnisse aus dem Themennetzwerk zur Verbesserung der Haltungsbedingungen von Jung- und Legehennen verdeutlichen, dass der Aufzucht der Junghennen eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung oder Verminderung von Federpicken und Kannibalismus im Legebetrieb zukommt. Hier wird der Grundstein für ein ausgeglichenes Verhalten der Legehennen gelegt. Junghennen müssen über genügend körperliche Reserven verfügen, damit sie den Anforderungen der Legephase und möglichen Stresssituationen, insbesondere zu Beginn der Legephase, gewachsen sind. Im Projekt beobachteten die Tierhalter, dass Herden mit Vorschäden aus der Aufzucht sehr viel schwieriger zu führen waren als vitale Herden ohne Gefiederschäden.
Von Vorteil ist es, wenn der Aufzuchtstall dem späteren Produktionsstall ähnelt. Das erleichtert den Junghennen das Eingewöhnen nach der Umstallung. Angestrebt werden sollte, dass der Halter seine künftigen Legehennen im Aufzuchtbetrieb besucht. So sieht er am besten, was die Tiere bereits kennen und er kann Absprachen für die Umstallung treffen, zum Beispiel bezüglich der Fütterung, der Lichtzeiten oder des Beschäftigungsmaterials.
Die Ergebnisse zeigen nicht zuletzt, dass regelmäßige und intensive Schwachstellenanalysen eines Betriebes wichtig sind, um dessen individuelle Stärken und Schwächen zu erkennen und Verbesserungen gezielt planen und umsetzen zu können. Empfehlenswert ist es, das eigene Wissen sowie die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter stetig weiterzuentwickeln. Hierfür bieten sich der Besuch von Fachveranstaltungen und Schulungen, die Inanspruchnahme von Fachberatern und auch der Austausch mit anderen Betrieben an.